Karli und Marli im Berühmten Wald
Eine jammervolle Umweltgeschichte
September 2002,
zuletzt bearbeitet am 4.1.2003
Liebe Kinder!
Wenn ich in der Geschichte etwas verändern oder ergänzen soll, dann schickt mir bitte eine mail
Vieleicht malt Ihr auch Bilder zur Geschichte?
Vielen Dank!
Viele Grüße - und viel Spaß beim Lesen! -
Angelika
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Plötzlich vernahm Marli seine aufgeregte Stimme:
"Hier ist es obercool!"
"Wo bist du denn?" --- "Na, hier!"
Marli versuchte der Stimme zu folgen. Aber sie erspähte nur Dickicht vor sich. Wotan kratzte sich hinter den Ohren.
"Ich finde keinen Weg zu dir. Wo muß ich lang?"
"Geh in das Loch rein!" lockte Karli.
Ächzend und stöhnend, sich windend wie ein mit der Hand gefangener, fetter Aal zwängte sich die leicht pummelige Marli durch ein Loch, das sich in einem Felsbrocken über ihr auftat. Dahinter lag - ja, was denn? Es war kaum zu erkennen... Eine Art Pfad. Es war düster hier. Marli tastete sich langsam vorwärts, auf Beinen und Armen kriechend. Es roch modrig.
Sie blinzelte. Endlich sah sie Tageslicht. Durch das Loch erspähte sie den spitzbübisch grinsenden Karli.
"Hier bin ich!" brüllte er ohrenbetäubend.
Marli hielt sich schnell die Lauscher zu.
"Schrei nicht so laut. Ich bin nicht taub."
"Tut mir leid. Ich habe dich nicht gesehen," antwortete Karli versöhnlich.
Marli machte Stielaugen. Karli stand auf einer kleinen, glitschigen Plattform, hinter der steil ein Abhang abfiel. Höchstgefährlich!
Ein höllenkalter Ort. Und höhlenfeucht. Marli bibberte und zitterte wie Espenlaub. Sie fürchtete um Karli. ängstlich dachte sie: “Wenn der hier abstürzt!”
"Ach, was," beschwichtigte sie Karli, als könnte er Gedanken lesen. "Ich passe auf wie ein Luchs!"
Karli breitete die Arme aus - um - um dann mit beiden Händen auf den Baum neben sich zu zeigen.
"Der hat rotes Holz, guck mal."
"Pink! Pink! Mit dem Holz hat der Teufel seine Großmutter verprügelt! Tirilux!" schmetterte laut wie ein Buchfink überraschend <
"Wie bist du denn da oben hin gekommen?"
"Gackgackgack. Das ist mein Geheimnis," gackerte die sich im Nu verwandelnde <
Etwas quiekte erbärmlich. Wotan! Das dicke Ferkel sprang zu dem Loch hoch und kugelte fortwährend zurück. Plautz! Zu gern würde es den Kindern folgen.
"Warte auf uns!" befahl Marli streng dem unglücklichen Ferkelchen.
Unten im Wald plätscherte ein Fluß entlang mit derartig klarem Wasser, daß jeder die blanken Steine auf dem Grund sehen konnte.
Karli, die Sportskanone, rutschte ein wenig.
"Halt mich fest!" rief er und griff nach Marlis geistesgegenwärtig ausgestreckten Händen, flutschte aber vorbei. <
"Gleich wird er am Erdboden zerschmettert sein", schoß es Marli bang durch den Kopf. Sie schlug die Hände vors Gesicht. Aber - wo blieb der Knall? Der dumpfe Aufschlag? Vorsichtig lugte die Zwillingsschwester durch ihre Finger.
"Kannst gucken!" rief Karli fröhlich. Er schaukelte in dem langen Armen von <
Ihn interessierte nicht seine Rettung, sondern er stierte auf die eigenartige Wurzel der Erle. Mit den Füßen hatte er sie etwas freigetreten.
"Die Wurzeln haben ja Knöllchen," wunderte sich Karli und seine großen braunen Rehaugen wurden noch größer. "Haben das alle Wurzeln?"
"Sie werden durk mikroskopisk kleine Bakterien - oder Pilze - hervorgerufen," brummelte der seine Gestalt verändernde 1233jährige Waldgeist.
"Sind das Wucherungen?" fragte Marli zögernd.
"Völlig riktig," brummte geduldig <
"Die Bakterien dringen durk die Wurzelhaare bis in das Bindegewebe ein. Aber sie skaden nikt dem Baum wie der fiese Ulmenpilz Graphium uimi. Diese sind wahre Freunde. Pfundskerle. Sie sind wiktig. Sie tun Gutes für die Pflanze und dürfen sik dafür bei ihr ernähren. Beide helfen einander zu leben. Das nennt man Symbiose. Sie nehmen Stickstoff aus der Bodenluft auf und skenken diesen der Pflanze."
"Den Stickstoff brauche ich in Riesenmengen," fügte die Erle hinzu. "Andere Pflanzen gleichfalls. Alle, alle Pflanzen. Und alle, alle Tiere. Und alle Menschen. Nur die nehmen ihn anders auf als ich. Meine Freunde hier, die kleinen, rackernden, pilzähnlichen Bakterien-Stäbchen, heißen Actinomyces alni. Ich habe sie zum Knuddeln gern."
"Für andere Pflanzen ackern und strampeln Bodenorganismen, um ihnen Stickstoff zu geben. Aber an die Effektivität der Wurzelknöllken kommen sie nikt heran. Um die gleike Leistung zu erreiken, holen sik die Bodenorganismen Verstärkung: In Pflanzenresten sind Mikroorganismen gestorben. Wenn die Bodenverhältnisse - tirilux - gut, vor allem feukt sind, werden daraus Substanzen gebildet, die Pflanzen ernähren. Im Wald funktioniert das problemlos, gügügü," klingelte die allwissende <
Aber wehedem, die Pflanzen sind ungünstigen Bodenverhältnissen ausgesetzt.
"Pssst! Horkt mal!" Die pfiffigen Kinder lauschten.
Zu ihnen klang jammervolles, winselndes Klage- und Wehgeschrei aus der offenen Landschaft herüber.
"Was haben die denn?"
"Wolfshunger! Schwiehr!" kreischte <
Ihnen fehlte der Stickstoff. Und den allerallerletzten Happen hatte ihnen der Regen fortgewaschen.
"Ihr könnt es sehen, ob die Pflanze unter Mangel an Stickstoff leidet," trommelte die schlaue <
"Wie denn?" fragten Karli und Marli wißgierig, die den rotgescheitelten und geschnäbelten Kleinspecht verliebt betrachtete.
"Die armen Hungerharken sind dann klein und kümmerlik, einfak unterentwickelt. Außerdem haben sie statt saftig grüner Blätter fahlgelbe oder rötlike. Tok. Diese werfen sie früh-vorzeitig ab. Sie sind also gegenwärtig, zu Beginn des Herbstes, skon kahl."
"Wir würden zum Arzt gehen, wenn es uns ebenso dreckig ginge," meinte Marli und trat - igittigitt! - in Bärenlosung, die Kuhdung ähnelte.
"Und die Pflanzen wenden sik hilfesukend an den Mensken. Der versukt, ihnen mit Stickstoffdünger zu helfen. Tok. Doch das kann des Guten zuviel sein." Ein trauriges "Tirilux" schickte sie hinterher.
"Zeigen diePflanzen das?" hakte Marli nach.
"Ja. Sie werden sozusagen Fettwänste. Einfak überernährt. Sie sind dunkelgrün mit saftig grünen, großen Blättern. Aber das Gewebe ist skwammig wie ein Wabbelbauk; tok, es hat, tok, nikt genügend Festigkeitselemente ausgebildet. Ein Fettsack, der anfällig ist gegen Krankheiten und Skädlinge. Tok."
Die goldene Mitte zu finden, ist schwer.
Karli und Marli taten die Pflanzen grenzenlos leid. Eigentlich können sie ja nichts dafür, wenn sie zu schwabbeldick oder zu spindeldünn sind; es kommt darauf an, was der Mensch ihnen anbietet.
Wie ließe sich das ändern? - Große Ratlosigkeit...
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