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Informationen zur niederländischen Sprache und Kultur
Stand der Bearbeitung: 15.7.2007
Zuletzt bearbeitet: 9.9.2007
Hg.: Stad Antwerpen. Stadsontwikkeling / toerisme Antwerpen. Annik Bogaert. Antwerpen. Stadtführer. gelesen: Juli 2007
N.N.: 3. Diamant. Antwerpen, das Diamanten-Weltzentrum. S. 59-63
Antwerpen blickt als Diamantenstadt auf eine lange Tradition zurück. Seit dem 15. Jahrhundert spielt Antwerpen weltweit eine wichtige Rolle für die Diamantenbearbeitung und den Diamantenhandel. 40 Prozent aller weltweit geförderten Industriediamanten, mehr als 85 Prozent aller Rohdiamanten und 50 Prozent aller geschliffenen Diamanten nehmen irgendwann einmal ihren Weg über das nur ein Quadratkilometer große Diamantenviertel. Das entspricht einem Jahresumsatz von 39 Milliarden Dollar.
Diamanten machen 8 Prozent des gesamten belgischen Exports aus. Deshalb ist die Diamantenindustrie eine der wirtschaftlichsten Pfeiler Belgiens. Das Diamantenviertel befindet sich in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs. Es umfaßt rund 1500 Diamantenfirmen und vier Diamantenbörsen. Diese Infrastruktur ist einmalig auf der Welt. Die Menge der vorhandenen Diamanten und die große Konkurrenz führen zu scharf kalkulierten Preisen.
Etwa tausend Antwerpener Diamantschleifer setzen alles daran, das internationale Qualitätszertifikat "Cut in Antwerpen" in Ehren zu halten. Fünf Jahrhunderte Erfahrung, eine konstruktive Zukunftsvision, die hervorragende Ausbildung der Schleifer und eine hochentwickelte Forschung führen dazu, daß die Antwerpener Steine in der ganzen Welt begehrt sind.
Der internationale Charakter des Diamantenviertels ist auch ein Beweis für die Gastfreiheit und kulturelle Offenheit der Stadt an der Schelde. Es gibt eine große indische, jüdische, armenische und libanesische Gemeinschaft und seit den achtziger Jahren lassen sich immer mehr Diamantenhändler aus Asien und Afrika in Antwerpen nieder...
...
Diamond Showroom
Ein 1000 Quadratmeter großer Diamanten-Showroom. Sie können dort Schleifer und Goldschmiede bei der Arbeit beobachten. Um 11 Uhr finden (gratis) Führungen statt... (15 Minuten)
Geöffnet:
Montag-Sonnabend 9.30 Uhr bis 17.30 Uhr,
vom 1. April bis 31. Oktober auch sonn- und feiertags 10-17 Uhr.
Eintritt frei.
Kein Zugang für Rollstuhlfahrer.
Adresse:
Appelmanstraat 33a, 2018 Antwerpen
Tel.: +32 3 229 29 90, Fax: +32 3 229 29 99
E-Mail: info@diamondland.be
Internet:
http://www.diamondland.be
Diamantmuseum Provincie Antwerpen
Koningin Astridplein 19 – 23, 2018 Antwerpen
Telefon 0032 3 202490
http://www.diamantmuseum.be
Hg.: J. Vercruysse, Generalverwalter a.I. Tourismus Zentrale Flandern: Flanderns schöne Seiten. Magazin 2007.
Die vollständige Broschüre finden Sie unter
http://www.flandern.com/download/pdf/TFB_Brosch07.pdf
Siggi Weidemann: Antwerpen: Diamanten und Thora, S. 11-16
Auf dem quirligen Loos Plaats radeln Männer in schwarzseidenen Kaftanen um
die Wette. Auf den Köpfen tragen sie pelzverbrämte "schtrajml"-Hüte, ihre bleichen Gesichter schmücken kräftige Bärte, die Schläfen zieren lange Korkenzieherlocken.
Die "péjess"-Locken wehen beim eiligen Radeln wie Fähnchen im Wind. Von rechts kreuzt eine Gruppe von Halbwüchsigen mit Scheitelkäppchen auf den kurz geschnittenen Haaren. Frauen in züchtigen langen Röcken schieben Kinderwagen. Sie tragen "schtérntichlech", Kopftücher mit Perücken darunter. Die eigenen Haare dürfen sie nicht zeigen, das verbieten uralte jüdische Gesetze.
Wir befinden uns im Getto von Antwerpen. Die Hafenstadt
ist die einzige europäische Stadt, in der außer orthodoxen
und sephardischen Gemeinden auch chassidische Gruppen
streng nach den Geboten der jüdischen Gesetze leben und
miteinander jiddisch sprechen.
Wir befinden uns im Getto von Antwerpen. Die Hafenstadt
ist die einzige europäische Stadt, in der außer orthodoxen
und sephardischen Gemeinden auch chassidische Gruppen
streng nach den Geboten der jüdischen Gesetze leben und
miteinander jiddisch sprechen.
Das jüdische Leben spielt sich auf etwa einem Quadratkilometer
links und rechts vom kathedralenähnlichen Bahnhof ab.
Die Bahnhofskuppel, die wie ein überdimensionierter Reliquienschrein
über den Bahnsteigen liegt, beherrscht das Getto,
in dem die Thora den Rhythmus des Gehens und die Rocklänge
der Frauen bestimmt. Der hebräisch-venezianische
Name "Ghetto", in vielen Sprachen ein Synonym für Judenviertel
und diskriminierende Abgrenzung, hat hier keinen
faden Beigeschmack. In den Schaufenstern stehen siebenarmige
Chanukka-Leuchter. An vielen Türen und Fenstern kleben
winzige "Mesua"-Kapseln, in denen Zitate aus den heiligen
Schriften der Juden enthalten sind und die Schutz gewähren
sollen vor bösen Geistern und bösen Menschen "Wir leben in
der weltweit einzigen Stadt, in der sich die Herde Jacobs zu
einer Gemeinde zusammengefunden hat", sagt der 57 Jahre
alte Gemeindedirektor Jacques Wenger.
"Die Herde Jacobs" ist das Synonym für die Gemeinschaft der
Orthodoxen. "Die Tradition der Toleranz hier in Antwerpen
hat es den Juden ermöglicht, dass sie hier ihre Wurzeln haben
und sich wohl fühlen. Es gibt keine zweite Stadt in Europa, in
der wir Juden ungezwungener und selbstverständlicher leben
können als hier", sagt Wenger. In der Scheldestadt hat Jerusalem
seine nördliche Dependance.
Und hier, im jüdischen Viertel, befindet sich
das größte Diamantenzentrum der Welt.
Hoveniersstraat, Welthauptstraße des Diamantenhandels. Bloß
nicht stehen bleiben. Wer stehen bleibt, macht sich verdächtig.
Manche der schwarz gekleideten Männer in der stark gesicherten
Fußgängerzone haben Aktentaschen aus dunklem Rindsleder
mit silbernen Kettchen am Handgelenk oder am Gürtel
befestigt. In den meisten dieser Taschen sind Vermögen – in
Geld oder in Diamanten. Hier herrscht eine Atmosphäre wie
in Mea Shearim, dem orthodoxen Viertel von Jerusalem.
Die Männer tragen unter den pelzverbrämten "schtrajml"-
Mützen eine "Jarmulke", ein kreisförmiges Stück Stoff oder
Leder, das mit einer Klammer am Haar befestigt ist. Aus dem
langen schwarzen Kaftan schaut das krawattenlose weiße
Hemd heraus. Wie vor Jahrhunderten tragen manche noch
Kniebundhosen, weiße Strümpfe und ungeschnürte Schuhe.
Bilder wie auf einem Vorkriegsfoto.
Acht von zehn Rohdiamanten der Weltproduktion und mehr
als die Hälfte aller geschliffenen Steine werden hier verkauft.
Der jährliche Umsatz liegt bei rund 25 Milliarden Euro. Doch
die Menge der hier alljährlich umgeschlagenen Edelsteine
passt in einen kleinen Lieferwagen.
Im Antwerpener Edelsteingeschäft sind – direkt oder indirekt –
etwa 26 000 Menschen beschäftigt. Diamantenmakler und
-großhändler, Einzelhandelsverkäufer, Schleifer, Banker. Sie
alle eilen und stehen im Dienst von Adamas, dem Unbezwingbaren
– von diesem griechischen Wort leitet sich Diamant
ab. Sie hasten von einem der vielen Juweliergeschäfte zum
anderen oder zu einer der vier Antwerpener Diamantenbörsen.
Unterwegs rufen sie sich, ohne anzuhalten, Neuigkeiten
und Börsenkurse zu. Fremde, die fotografieren oder zu lange
starren, werden weggescheucht.
Fremde gelten hier als Kipler, zu Deutsch: Plagegeister. Das
ganze Viertel wird von Fernsehkameras überwacht, elektronisch
gesicherte Drehkreuze versperren den freien Zutritt zu
den Läden und Schleifereien. Die Türen öffnen sich erst, wenn
man seinen Reisepass hinterlegt und eine Sesam-Karte in
einen Schlitz geschoben hat. Jeder hat nur einen Versuch.
Dann blockiert der Mechanismus. Ist mir auch passiert.
Das Heiligtum in der "Beurs voor Diamantenhandel" ist der
Börsensaal. Er strahlt die Atmosphäre eines Lesesaals in einer
öffentlichen Bibliothek aus. An den langen, breiten Holztischen
in dem 46 Meter langen und neun Meter hohen Raum
sitzen sich die Händler gegenüber. Der Händler Rafael Shafeld
lässt mich, den Fremden, einen Blick in das offene Kuvert tun,
das vor ihm auf dem Tisch liegt. Und vor meinen Augen liegt
ein Schatz. Ein Haufen Rohdiamanten. So ein ungeschliffener
Stein fühlt sich glatt und samtig an wie eine Quitte. Der 23-
Jährige ist seit drei Jahren im Diamantenhandel tätig, man
glaubt ihm gern, dass ihm der Handel mit den Steinchen Spaß
macht. "Hier gewöhnt man sich an den Umgang mit großen
Vermögen", lacht er. Dann widmet er sich wieder seinem
Handelspartner. Gemeinsam untersuchen sie die Steine mit
der Lupe. Ihr Verkaufsgespräch führen Shafeld und sein Partner
auf Jiddisch. Wer hier nicht Jiddisch kann, ist geschäftlich
benachteiligt. Shafeld verabschiedet sich mit einem freund-
lichen „a gut johr“. Das heißt: "Guten Tag". Die Diamantenbörse kennt keine Kurse, keine Elektronik und auch keinen
bürokratischen Firlefanz. Man braucht keine Verträge, man
schließt Geschäfte per Handschlag ab – auch mit Händlern
anderer Religionen. Die Besiegelungsfloskel gilt auch für Inder,
Araber, Japaner und Europäer: "Mazel U‘bracha" – Glück und
Segen. Wenn dieser jiddische Segensspruch ausgesprochen
ist, ist der Handel nicht mehr rückgängig zu machen – auch
wenn der Käufer hinterher feststellt, dass er ein schlechtes
Geschäft gemacht hat. An Wandtafeln hängen nicht nur
Lost-and-Found-Listen, auf denen verloren gegangene Steine
beschrieben werden, sondern auch Steckbriefe unseriöser
Händler. "Wer sich nur die kleinste Unehrlichkeit zuschulden
kommen lässt, wird weltweit von allen 19 Diamantenbörsen
ausgeschlossen", erklärt uns Lucien Cornelissens, Direktor
der Börse. Beim Lunch in der koscheren Kantine gehen die Geschäfte
oft weiter. Dann liegt manchmal neben dem Teller mit
"gefillte fish" und dem Glas koscheren Bordeaux ein Papierkuvert voller Diamanten. Besucher von Diamondland können
bei Diamantenschleifer Frank Fabecke zusehen, wie aus einem
rohen Stein von sieben Karat ein geschliffener Stein von 2,61
Karat wird. "Für mich ist jeder Stein eine Persönlichkeit", sagt der 42-jährige Handwerker. „Hier, siehst du, diese Kante muss
man noch abschleifen. Die gesamte Schnittfläche weist noch
ganz winzige Löcher auf. Da wird einiges geopfert werden
müssen. Vielleicht kann ich ihn noch etwas trimmen." Bei der
Beurteilung eines Steines sind die vier "C" zu berücksichtigen: Colour (Farbe), Clarity (Reinheit), Cut (Schliff) und Carat (Gewicht). Daher sollte man Diamanten mit einem ADJA- oder
HDR-Zertifikat kaufen.
Es geht gut mit dem Verkauf von Diamanten in Antwerpen.
Nicht nur, weil es hier die große Auswahl gibt, sondern weil
sie hier auch billiger sind. Außerdem macht es Spaß, all die
Glitzersteine zu sehen. Und so reisen am Wochenende vor
allem Pärchen an, um sich beraten zu lassen und zu kaufen.
Viele kaufen auch nur Steine, die sie dann von ihrem Juwelier
daheim fassen lassen. Warum beflügeln Diamanten die
Phantasie, warum entfesseln sie mehr Leidenschaften als jeder
andere Stoff auf Erden? Marilyn Monroe hat es schön dahingehaucht:
"Diamonds are a girl‘s best friend."
Nicht alle Juden leben vom Handel, Schleifen, Spalten, Abkochen
oder Verkauf der glänzenden "awóhim-yojw", der guten
Steine. Es gibt die "De Heimishe Bakkerij", den Schlachter
Mosche Steinmetz, den Apotheker Silberglanz, Konfektionsgeschäfte
und Kramläden. Alles, was hier verkauft wird, ist auf
rituelle Reinheit überprüft worden – sogar das Waschpulver
namens "Biwitt". Es ist Hochbetrieb im koscheren Restaurant
"Hoffy‘s Take Away". Einige Juden und viele Fremde. Gastronom
Benjamin Hoffman rückt sein schwarzes Keppeltje zurecht,
krault sich nachdenklich den Vollbart und sagt zuversichtlich:
"Inzwischen haben uns die Touristen entdeckt.
Das ist schön."
Und wir wären nicht unter Juden, wenn wir
nicht noch einen Witz erzählt bekämen: Ein Rabbi bestellt
eine neue Hose, der Schneider liefert sie aber erst nach sechs
Wochen. Der Rabbi fragt ihn vorwurfsvoll: "Warum brauchst
du so viel Zeit für eine Hose? Gott schuf die Welt in sieben
Tagen!" Der Schneider antwortet: "Nebbich, Rabbi, schau dir
doch nur die Welt an und vergleiche sie mit diesem Meisterwerk
von einer Hose."
S. auch: Diamanten und Diamantenschleifer
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